Usbekistan – Auf der Seidenstraße unterwegs
Usbekistan verfügt gegenüber seinen Nachbarn über einen größeren Reichtum an historischen Ressourcen (historisch bedeutende Städte, Symbole, Denkmäler, Handschriften etc.), die für die Schaffung eines neuen postsowjetischen Nationalstaates mit entsprechendem Bewußtsein intensiv genutzt werden und zweifelsohne der Regimestabilität dient. «Die Nutzung regionaler mittelasiatischer Kultur- und Geschichtssymbole wird hier so eifrig betrieben, daß sich der Eindruck einer Okkupation mittelasiatischer Regionalgeschichte durch den Nationalstaat Usbekistan ergibt», wie Uwe Halbach in seinem Beitrag «Ideologische Untermauerung der Souveränität» sehr treffend schreibt.
Um sich einen ersten visuellen Überblick über den Verlauf der Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart auf dem Gebiet des heutigen Usbekistan zu verschaffen, lohnt sich die Betrachtung des Atlasses von Usbekistan.
Nachfolgend werden wichtige historische Ereignisse in einem kurzen Überblick von der Antike bis 2011 thematisiert.
Schon im Altertum prägten Nomaden und Oasenbauern das Land Namens Baktrien. Es gab auch griechische Einflüsse durch das Alexanderreich im 4. Jhrd. v. Chr., sowie buddhistische Einflüsse dank der weltberühmten Seidenstraße und der Nähe zu Indien. Seit dem Altertum verlief ein Teil des wichtigsten Landweges zwischen Europa und Vorderasien nach Ostasien, die Seidenstraße, durch das heutige Usbekistan.
Expansion des Mongolenreiches.
.Mit dem «Mongolensturm». 1220 kamen die Mongolen. Trotz vielen Rivalitäten unter den Stämmen galt die Epoche vor dem Mongolensturm als eine kulturell sehr hochstehende Zeit mit blühenden Städten und weitreichendem Handel. Die Mongolenzeit war ruinös, die Stadtbevölkerung musste immer wieder Kriege unter den Nomadenstämmen erdulden, welche das Land zerrütteten. Die Ruhephasen reichten kaum für den Wiederaufbau. Der letzte dieser Zerstörer war Timur (Tamerlan), er regierte von 1370-1405. Er förderte seine beiden Hauptstädte Buchara und Samarkand großzügig mit Geldern, Künstlern und Handwerkern aus fremden Ländern. Seine Bauwerke sind heute noch präsent. Danach kam sein Enkel Ulug Beg, das Land erblühte unter ihm kurz vor Ankunft der eigentlichen Usbeken. Die Usbeken selbst waren ursprünglich ein Turkvolk mit gemeinsamen Wurzeln mit den Kasachen. Zusammen kamen sie aus Westsibirien. Ihr Name leitet sich von Usbek Khan ab. Als Stammheimat sahen die Usbeken die Weiße Horde Scheibani Khans an. Scheibani Khan eroberte 1500 Buchara und Samarkand von den Nachkommen Timurs und gründete das Usbekenreich. Aber erst der Sieg über den in Andischan geborenen Babur bei Gischduwan/Buchara 1512 sicherte den Usbeken den Besitz des Landes zwischen Amu-darja und Syr-darja, der Norden verblieb bei den verbündeten Kasachen.
Das Usbekenreich profitierte im 1600 Jahrhundert von den Karawanen. Es gab im 16. Jh. eine Blütezeit der Wirtschaft, Baukunst und Malerei. Auf Dauer waren die Usbeken jedoch von dem sich weiter entwickelnden Welthandel abgeschnitten. Dazu kamen innere Probleme. In der 2. Hälfte des 17. Jh. erlebte das Land unter den Fürsten der aus Astrachan stammenden Dschaniden-Dynastie erneut eine bescheidene Blüte. Um 1800 entstehen fast zeitgleich drei Staaten: das Emirat von Buchara, das Khanat von Chiwa (Großreich Choresm) und das Khanat von Kokand. Im 19. Jahrhundert geriet die Region in die Interessensphäre Englands und Russlands, das schließlich die Kolonialherrschaft über das damalige Mittelasien durch einen Krieg errang. Das Emirat Buchara und das Khanat Chiwa mussten Territorien an Russland abtrete. Sie blieben jedoch unter zaristischem Protektorat als eigenständige Staaten bestehen. Derdritte zuvor auf dem Gebiet des heutigen Usbekistan bestehende Staat, das Khanat Kokand, wurde vollständig vom Russland annektiert. Aus den unter russische Herrschaft eroberten Gebieten in Zentralasien wurde das Generalgouvernement Turkestan gebildet.
Nach der Revolution 1917 übernahmen die Bolschewiki in Taschkent ebenso wie im russischen Kernland die Macht und aus dem ehemaligen Generalgouvernement Turkestan wurde 1918 die Turkestanische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (Turkestanische ASSR). Im Khanat Chiwa und im Emirat Buchara wurden 1920 mit Unterstützung der Bolschewiki die Herrscher gestürzt und die Volksrepublik Choresmien bzw. die Volksrepublik Buchara ausgerufen und Kooperationsverträge mit der UdSSR geschlossen.
Nach der Oktoberrevolution wurde aus Teilen der 1918 entstandenenTurkestanischen ASSR sowie den 1920 gegründeten Volksrepubliken Buchara und Choresmien (ehemaliges Khanat Chiwa) die Usbekische SSR gebildet, die seit 1925 zur UdSSR gehörte. Tadschikistan, das zunächst eine Autonome Sozialistische Sowjetrepublik innerhalb der Usbekischen SSR war, wurde 1929 als selbständige Tadschikische SSR von Usbekistan getrennt. Die Karakalpakische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (Karakalpakische ASSR), die zunächst Teil der UdSSR gewesen war, wurde hingegen 1936 in Usbekistan eingegliedert. Hauptstadt von Usbekistan war zunächst Samarkand, 1930 abgelöst von Taschkent.
Präsident Islom Karimov
Der erste Präsident des unabhängigen Usbekistan (1938-2016) Islom Abduganiewitsch Karimov wurde am 30. Januar 1938 in Samarkand geboren. Nach dem Schulbesuch studierte er zunächst Maschinenbau am Zentralasiatischen Polytechnischen Institut zu Taschkent und dann Volkswirtschaft am Institut für Nationale Wirtschaft. 1960 arbeitete er als Ingenieur in einem Landmaschinen Kombinat, von 1961 bis 1966 in einer Luftfahrt Produktionsgesellschaft und stieg dort zum leitenden Konstrukteur auf. 1966 wechselte Karimov, der inzwischen der Kommunistischen Partei Usbekistans beigetreten war, in die Staatliche Plankommission der Usbekischen SSR, wo er zum Ersten Stellvertreter des Chefs dieser Behörde arrivierte. Von 1983 bis 1986 übte Karimov das Amt des Finanzministers der Usbekischen SSR aus. 1986 wurde er stellvertretender Ministerpräsident und Vorsitzender der Plankommission. Bis 1989 amtierte Karimov als Erster Parteisekretär in der Region Kaschkadarja (Qashqadaryo) im Süden des Landes und rückte im Juni zum Ersten Sekretär der usbekischen KP auf.
Am 24. März 1990 wählte ihn der Oberste Sowjet der Usbekischen SSR in das neu geschaffene Amt eines Präsidenten der Usbekischen SSR. Nach dem Moskauer Putsch erklärte Karimov am 31. August 1991 die Souveränität Usbekistans. Knapp vier Monate später wurde er zum ersten Staatspräsidenten der unabhängigen Republik gewählt. Nach seiner Wiederwahl wurde seine Amtszeit in einem Referendum 2005 um fünf Jahre verlängert. Im Januar 2000 votierte die Bevölkerung abermals für ihn, und seine Amtszeit wurde mittels Volksentscheid auf sieben Jahre verlängert. Obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten vorsieht, kandidierte Karimov nach Einwilligung durch die staatliche Wahlkommission im Dezember 2007 ein drittes Mal und wurde mit überwältigender Mehrheit im Präsidentenamt bestätigt. In ihrem sehr polemisch formulierten Artikel unter dem Titel «Darum hat dieser Tyrann so viele wichtige Freunde» (Originaltitel: «Islam Karimov: the tyrant everyone is dying to woo») thematisiert die Autorin u.a. die Frage, warum Präsident Karimov sich so lange an der Macht halten konnte und kommt zu dem Ergebnis, dass dies ohne seine tatkräftigen Unterstützer aus dem westlichen Ausland nicht möglich wäre.
Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Der Verfasser ist Dr. Bahodir Sidikov, geb. 1970 in Taschkent. Studium d. Arabistik, Islamwissenschaft und Geschichte des Nahen Ostens in Sankt Petersburg Die GIZ und der Autor ist informiert worden, dass die Infos auf meiner touristischen Länderseite zu Usbekistan veröffentliche.